Desinfektion nach Corona (k)ein Gewinnerthema
In Österreich hat die Initiative "Covid Fighters" Insolvenz angemeldet. Die Mutterfirma Artichoke Biotech GmbH hatte einen Desinfektionsroboter mit UV-C-Bestrahlung an viele Einrichtungen vermitteln können, doch nun fehlen Aufträge und Geld. Ähnlich erging es vor Monaten der Regensburger Trioptotec GmbH. Die Gebrüder Strüngmann aber sehen viel Potential bei etablierten Desinfektionsfirmen.
Das österreichische Unternehmen Artichoke Biotech startete in der Hochphase der Corona-Pandemie mit mobilen Containerlabors für PCR-Tests. Später gewann die Firma Ausschreibungen unter anderem für Tests an Pflichtschulen in Wien, Nieder- und Oberösterreich und freute sich über ein Auftragsvolumen von bis zu 300.000 Einzeltests pro Tag. Doch 2022 kam das österreichische Bundesverwaltungsgericht zu dem Schluss, dass die Vergabe der Schultests rechtswidrig war, wie unter anderem die Start-up-Plattform "Der Brutkasten" meldete.
Mit dem Abflauen der Pandemie wurden dann auch die zwischenzeitlich entwickelten Desinfektionsroboter zu Ladenhütern und die Schulden häuften sich. Jetzt wurde Insolvenz angemeldet, was aus den rund 50 Mitarbeitern wird, ist ungewiss.
Ein ähnliches Schicksal ereilte vor einigen Monaten die Regensburger Trioptotec GmbH, die ebenfalls mit einem eigenen Desinfektionsverfahren (hier mit reaktivem Sauerstoff) sowie Pilotprojekten etwa in öffentlichen Verkehrsbetrieben viel Aufmerksamkeiterhielt erhielt, auch in den Medien, und ein gewisses Anfangsgeschäft entwickeln konnte. Doch mit dem Abflauen der Pandemie war die Nachfrage plötzlich nicht mehr da und das Wachstum beziehungsweise dessen Perspektive reichte den Investoren nicht mehr aus. Hier ermöglichte ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung im Frühjahr jedoch eine Weiterführung des Unternehmens, das nach wie vor im Gesundheitsbereich tätig ist und die Keimzahlminimierung im Blick hat und nun sogar wieder Mitarbeiter sucht.
Desinfektion allein scheint nach diesen Beispielen ohne Pandemie kein tragfähiges Geschäftsmodell zu sein, obwohl Hygiene und Antibiotikaresistenzen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen ein großes Thema sind. Die Aufmerksamkeit und damit Aufträge und Geldgeber scheinen derzeit aus diesem Bereich verschwunden.
Doch dieser Eindruck mag täuschen. Denn die Investoren Strüngmann zumindest setzen in einem milliardenschweren Kauf sehr stark auf den Desinfektionsbereich. Ein Konsortium um das Athos Family Office, einer der beiden Investmentgesellschaften der Gebrüder Strüngmann, kaufte Anfang August das Pharmaunternehmen Schülke & Mayr von der Investmentfirma EQT. Über den Kaufpreis wurde zwar Stillschweigen vereinbart, doch einem Bloomberg-Bericht zufolge handelt es sich um einen Deal von etwa 1,4 Mrd. Euro.